Feuerwehr

Schwarzenbek

Türöffnung

Sonntag, 21.05.2006 23:57

Einsatzort: Großer Schmiedekamp , 21493 Schwarzenbek
Schleife: -
  Fahrzeuge: MZF, RW 2

Grausame Entdeckung Montagnacht in einer kleinen Dachgeschosswohnung in Schwarzenbek: Im Flur der Wohnung Am großen Schmiedekamp 28 lag eine tote Frau, im Wohnzimmer ihr ebenfalls toter Lebensgefährte. Die Wohnung der beiden Leichen war völlig vermüllt, es stank bestialisch. Eine Obduktion soll jetzt die Todesursache klären, Ergebnisse erwartet die Geesthachter Kripo frühestens heute.
In den vergangenen Jahren hatte es in Schwarzenbek immer wieder Fälle von einsam gestorbenen Menschen gegeben. Am Pirschgang starb 2005 ein Mann, er blieb wochenlang unentdeckt, an der Kollower Straße wurde die Leiche eines Mannes 2004 in seiner völlig mit leeren Flaschen zugemüllten Wohnung entdeckt. "Das ist offenbar ein zunehmendes Problem der Anonymität unserer Gesellschaft", meint Feuerwehrchef Martin Schröder.
Was war Am großen Schmiedekamp in den vergangenen Wochen passiert? Wer starb wann und warum? Wie konnte es passieren, daß der Tod der Menschen lange Zeit unbemerkt blieb? Das wollen jetzt die Ermittler der Kripo klären. Nachbarn vermuten, dass möglicherweise zuerst die Frau vor etwa zwei Wochen gestorben war. Damals hatte sich der Mann im Treppenhaus übergeben. Starb er jetzt vor ein paar Tagen, weil er sich so einsam fühlte?
Unbemerkt von den Nachbarn des Mehrfamilienhauses hatten Erika B. (58) und Norbert M. (63) eine extreme Sammelleidenschaft in ihrer kleinen Dachgeschosswohnung gepflegt. Sie horteten Müll, Zeitschriften, Flaschen und Lebensmittel in der ganzen Wohnung. Messies nennt man solche Menschen, etwa zwei Millionen gibt es in Deutschland. Den Menschen fehlt Aufmerksamkeit, so Experten, sie bekommen ihr Leben nicht mehr organisiert. "Mess" ist englisch und bedeutet Unordnung, Schmutz. Vor allem alleinstehende alte Menschen sind von dem Problem betroffen.
Norbert M. fuhr immer mit einem Bollerwagen einkaufen, seine Freundin musste dann vor allem den Nachschub an Alkohol hoch in die Wohnung tragen, hat eine Nachbarin beobachtet. "Es ist traurig. Man wohnt unter einem Dach und kriegt nichts mit. Aber die beiden wollten sich auch nicht helfen lassen, wenn man mal angeboten hat, die Einkäufe die Treppe rauf zu tragen", berichtet die 31-Jährige. Vermutlich verzichteten Erika B. und Norbert M. auf Hilfe, damit niemand ihr Chaos entdecken konnte, in dem sie lebten. "Gesehen hat man die Nachbarn ohnehin nur selten", sagt die Frau aus dem Erdgeschoss.
"Es hat seit Tagen gerochen, aber an so etwas hätte ich nicht gedacht", meint eine 32-jährige Nachbarin aus dem ersten Stock. Ein Nachbar über ihr hatte in der Nacht zu gestern im wahrsten Sinne des Wortes die Nase voll von dem Mief im Treppenhaus, einer Mischung aus Verwesungsgestank und Müllgeruch. In der Wohnung der Toten brannte Licht, die Fenster standen offen, doch niemand öffnete. Nachdem die alarmierten Feuerwehrmänner dann die Wohnungstür geöffnet hatten, wurden die Leichen entdeckt.
Polizeichef Lothar Funck bittet die Menschen, mehr aufeinander zu achten. "Da sollte man sich mehr kümmern und wenn einem etwas verdächtig vorkommt auch die Polizei informieren", sagt Funck.

 

 

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